Yvette Helfer

„Frieden fördern, sich für Solidarität einsetzen und das Leben lieben.“ 

Alter auf dem Foto: 102 Jahre

Yvette Helfer wird 1921 in Vallorbe geboren. Als Einzelkind liebt sie die Schule, besonders die französische Literatur und die Sprachen. Nach ihrer Schulzeit beginnt sie zunächst eine Lehre als Büroangestellte, bevor sie als Telefonistin-Telegrafistin angestellt wird. Der Krieg bricht aus, Vallorbe liegt am Grenzposten, und die Verbindungen sind sehr dringend und wichtig. Gerade in der Telefonzentrale von Vallorbe erhält sie einen Anruf, der ihr Leben verändern wird: den eines Leutnants, der im Fort Pré-Girou mobilisiert ist. Eines Abends ruft er sie an und, bezaubert von ihrer Stimme, bittet er sie, noch einen Moment in der Leitung zu bleiben. Das Gespräch dauert an, leicht und vertraut, bis er ihr vorschlägt, sich zu treffen. Sie fahren nach Lausanne hinunter und verbringen einen wunderschönen Tag in Ouchy. Kurz darauf erhält sie einen Brief, der Beginn einer Liebesgeschichte, die 72 Jahre dauern wird. 

Optimistisch und verliebt heiraten sie mitten im Krieg und bauen eine feste Verbindung auf, gegründet auf gegenseitigem Respekt und Unabhängigkeit. 1951 lassen sie sich in Lausanne nieder, wo sie ihre zwei Kinder, Michel und Jocelyne, erziehen, die sie tief liebt. 

Nach der Geburt ihrer Kinder engagiert sich Yvette Helfer im Ehrenamt. Sie begleitet junge Frauen, die ihre Kinder nach der Geburt in der Entbindungsklinik nicht behalten können, und gründet dann mit einer Freundin das Vestiaire de Terre des Hommes. Mit 50 Jahren nimmt sie ihre Arbeit als Telefonistin in der Telefonzentrale von Lausanne im internationalen Auskunftsdienst wieder auf. Ihre Kenntnisse des Deutschen, Italienischen und Englischen sind ihr dabei sehr nützlich. 

Nach ihrer Pensionierung engagiert sie sich an der Seite ihrer Tochter, die Pfarrerin ist, in der Lebensmittelausgabe für Drogenabhängige und Bedürftige im Rahmen der Kirchgemeinde St-Laurent. Sie übernimmt die Verantwortung dafür bis 2004. 

Als freie und gesellige Frau, tief berührt vom Leid anderer, engagiert sich Yvette Helfer auch politisch, indem sie als Basisaktivistin an der Gründung des „Groupement pour la protection de l’environnement“ mit Daniel Brélaz teilnimmt, das später zu den Grünen wird. 

Mit den Jahren verschlechtert sich der Gesundheitszustand ihres Mannes; mehrere Stürze machen das Leben schwieriger. Sie kümmert sich mit Hingabe um ihn bis zu seinem Tod im Jahr 2016. Sein Tod ist eine große Prüfung. Im Alter von 95 Jahren beschließt sie dann, zu ihrer Tochter zu ziehen. 

Für Yvette Helfer war es immer wesentlich, im Einklang mit ihren Überzeugungen zu leben. Sie weiß, wie sehr eine klare und optimistische Sicht die Kraft geben kann, dunkle Zeiten zu überstehen. Sie schreibt übrigens ihre Langlebigkeit ihrer Lebensfreude zu. Mit 102 Jahren betrachtet sie ihr Alter als eine Überraschung: weder als Geschenk noch als Last. 

Nach einem Leben, reich an Erfahrungen, Reisen und sozialem Engagement, hinterlässt Yvette Helfer ein Erbe starker Überzeugungen und der Liebe.