Suor Maria Agnese Squizzato

„Ich habe immer mit Freude gearbeitet.“ 

Alter auf dem Foto: 101 Jahre

Schwester Maria Agnese wird 1922 unter dem Namen Alessandra Squizzato in Trebaseleghe, in der Provinz Padua in Italien, geboren. Sie ist die Jüngste von fünf Töchtern einer katholischen Bauernfamilie mit zehn Kindern. 

Nach der Sekundarschule muss Alessandra ihre Ausbildung abbrechen, obwohl sie diese gerne fortgesetzt hätte. Die Familie ist arm und braucht ihre Hilfe auf dem Bauernhof. Schon in jungen Jahren leidet sie an schweren gesundheitlichen Problemen. Sie wird mehrfach operiert, unter anderem im Alter von 15 Jahren an der Wirbelsäule – ein Eingriff, der ihr Leben tief prägen wird. 

Die Religion nimmt in ihrer Familie einen zentralen Platz ein. Jeden Morgen geht die junge Alessandra zur Messe und besucht die Ordensschwestern des Dorfes. Sie erinnert sich an Stunden des Gebets und eine von tiefem Glauben geprägte Jugend. Nach dem Krieg bietet die Laienvereinigung Katholische Aktion viele Aktivitäten für junge Mädchen an. Alessandra nimmt gerne teil, spürt aber, dass ihr Weg ein anderer sein wird. „Wir wollten uns hübsch machen, um Jungen kennenzulernen“, erinnert sie sich lachend, „aber ich hatte andere Wünsche.“ 

Mit 16 Jahren verlässt sie Italien, um in Bellinzona in das Institut Santa Maria einzutreten, wo Alessandra zu Schwester Maria Agnese wird. Sie absolviert eine Ausbildung zur Schneiderin und arbeitet in der Bügelerei und in der Wäscherei. Wegen ihrer Rückenschmerzen widmet sie sich später dem Unterricht. 

Schwester Maria Agnese erwirbt das Diplom zum Unterrichten an der höheren Fachschule für Schneiderei und lässt sich in Biasca nieder, wo sie von 1950 bis 1995 arbeitet. Mehr als 40 Jahre lang unterrichtet sie dort junge Frauen und wird zugleich Leiterin der Gemeinschaft der Schwestern vom Heiligen Kreuz von Menzingen. Sie hat gute Erinnerungen an diese Zeit und spricht liebevoll von „ihren Mädchen“. Schwester Maria Agnese ist eine strenge, aber führsorgliche Lehrerin: Es ist ihr wichtig, dass jede ihrer Schülerinnen ihr Diplom erhält. 

Im Jahr 1995, im Alter von 73 Jahren, tritt sie in das Institut Carmelo Santa Teresa in Brione sopra Minusio ein. Obwohl die Ordenskleidung seit den 1970er-Jahren nicht mehr verpflichtend ist, bleibt Schwester Maria Agnese ihr treu: Sie ist die letzte der Kongregation in der Schweiz, die noch das lange Gewand und den Schleier trägt – stets sorgfältig gebügelt, wie sie es wünscht. 

Mit ihrem Rollator bewegt sie sich selbstständig im Haus. Sie nimmt bis zu ihrem 101. Lebensjahr an den Aktivitäten des Instituts teil: an Gymnastikkursen, Kochgruppen und natürlich an der täglichen Messe. Nur ihr eingeschränktes Hörvermögen hindert sie daran, noch aktiver am Gemeinschaftsleben teilzunehmen.