„Sehr alt zu sein wie ich, das ist nicht lustig. Man muss jeden Tag kämpfen.“

France Blanc wird 1919 in Genf geboren. Als ihr Vater ihre winzige Größe und ihre blasse Haut sah, sagte er zu ihrer Mutter: „Marie, freu dich nicht so, dieses kleine Mädchen wird nicht lange leben.“ Worauf ihre Mutter antwortete: „Ich werde dafür sorgen, dass sie lebt!“
Ihr Vater ist Taxifahrer und ihre Mutter arbeitet als Schneiderin. Sie verbringt eine einfache, aber glückliche Kindheit. Sie hat eine innige, fast symbiotische Beziehung zu ihrer Mutter, die sie liebevoll „Äpfelchen“ nennt. Ihr Vater ist streng und achtet darauf, dass zu Hause die Regeln eingehalten werden. Sie hat auch eine Schwester, mit der sie sich nicht so gut versteht, woran sie etwas bittere Erinnerungen hat.
Später, als junge Frau, begegnet France Blanc beim Spazierengehen einem Mann, der zu ihr anspricht: «Guten Tag, Fräulein, erkennen Sie mich nicht? Wir waren doch zusammen im Kindergarten.» Es ist ihr ehemaliger Klassenkamerad Louis. Diese Begegnung verändert ihr Leben. Die beiden verlieben sich und heiraten 1945.
Als Schneiderin verdient France Blanc zu dieser Zeit nur einen bescheidenen Lebensunterhalt. Um ihr Einkommen zu sichern, drängt sie ihren Mann, einen Beruf zu erlernen, er wird Tischler. Trotz seines unbestreitbaren Talents führt sein starker Charakter dazu, dass er regelmäßig seinen Arbeitsplatz wechselt, sehr zum Leidwesen seiner Frau.
France Blanc hat immer davon geträumt, Kinder zu haben. Nach sieben Jahren Ehe wird sie endlich schwanger. Für sie ist das die schönste Nachricht ihres Lebens. Ihre Tochter Françoise erfüllt sie mit Glück und einige Jahre später kommt ihre zweite Tochter, Christine, dazu. Ihre Kinder sind ihr Ein und Alles.
1992 verliert France Blanc ihren Mann, der an Krebs stirbt. 2008 wird ihr Leben erneut auf den Kopf gestellt : Diesmal muss sie den Tod ihrer Tochter Christine verkraften Sie denkt jeden Tag an ihre Jüngste, die eine große Lücke hinterlässt.
In schwierigen Zeiten behält France Blanc ihr Lächeln und ihre gute Laune, denn sie liebt es zu lachen, Witze zu machen und Zeit mit ihren Liebsten zu verbringen. Humor hat ihr Leben schon immer mit Leichtigkeit erfüllt, selbst in den dunkelsten Momenten.
Für France Blanc ist es dennoch kein Geschenk, 100 Jahre alt zu sein, sondern ein täglicher Krampf. Als gläubige Frau bittet sie den lieben Gott während ihrer Gebete manchmal darum, sie nicht zu vergessen. Sie sagt ihm auch, dass ihre Anstrengungen ihm gelten und dass sie, selbst wenn sie gerne zu ihm kommen würde, geduldig ist.
Auch mit 105 Jahren interessiert sich France Blanc noch für das aktuelle Geschehen. Sie beschreibt sich selbst als sozial und ökologisch eingestellt und macht sich Sorgen um die Zukunft. Geprägt von den Leiden des Zweiten Weltkriegs, trägt sie davon eine tiefe Traurigkeit in sich. Sie versteht nicht, dass Menschen überhaupt noch daran denken können, Kriege zu führen, nachdem sie bereits so viele Schrecken erlebt haben.



