Sichtbar machen heisst, die Dinge zu benennen.
Akronyme
In der Terminologie werden regelmässig verschiedene Perspektiven / Ansätze verwendet, um über diese Themen zu sprechen.
Ein möglicher Ansatz bezieht sich auf die Dimensionen der sexuellen und gefühlsmässigen Orientierung, der Geschlechtsidentität und des Geschlechtsausdrucks sowie der Geschlechtsmerkmale. Ein anderer Ansatz besteht darin, die betreffenden Personen zu benennen und so verschiedene Abkürzungen zu bilden: „LGBT“, „LGBTI“, „LGBTIQ“, „LGBTIQ+“, „LGBTQIA+“, „LGBTIQAP“ usw. Man spricht auch von Regenbogenfamilien.
Die Abkürzung „LGBTIQ“ zum Beispiel bezieht sich auf lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, intersexuelle, queere oder ihre Identität in Frage stellende Personen. Diese Buchstaben kamen nach und nach zusammen, denn diese Personen haben insbesondere alle gemeinsam, das Ziel von Gewalt und Diskriminierungen zu sein. Es handelt sich nicht um homogene Gruppen, sondern um solche mit einer Vielfalt von Selbstdefinitionen und Lebenswegen – im Wissen, dass Machtverhältnisse nicht nur zwischen den Buchstaben, sondern auch innerhalb der Buchstaben fortbestehen.
Queer
Ein anderer stark verwendeter Begriff, „queer“. Im Ursprung (quer) bedeutet es „hindurch“. Er bezeichnet ausserdem, was „seltsam“, „merkwürdig“ ist. Zunächst als homophobe Beleidigung aufgefasst, erhielt er dann aus einer subversiven und kreativen Perspektive seine ursprüngliche Bedeutung zurück. Die queere Perspektive stellt nicht nur binäre Konstrukte in Bezug auf Geschlecht, Gender und Sexualität in Frage. Sie stellt auch die Vielfalt und den Fluss gefühlsmässiger und sexueller Orientierungen sowie Geschlechtsidentitäten und -ausdrücke heraus, die ausserhalb des Heterosexismus und Cissexismus liegen.
Die Queer-Bewegung entwickelt eine politische Kritik an Unterdrückungssystemen und fordert uns auf, über die Kontextualisierung ihrer Anwendungen nachzudenken.
Im Projekt OUT OF THE BOX wurde nach vielen Diskussionen entschieden, hauptsächlich die Abkürzung LGBTIQ zu verwenden.
In einer Perspektive des Austauschs fordert das Projekt auf, darüber nachzudenken, welche Ausdrücke je nach Kontext verwendet werden, über die Terminologien zu diskutieren (denn jede hat ihre Vor- und Nachteile!) sowie den Austausch und die Dialoge für das Respektieren aller Menschen zu fördern.
Eine Regel gilt jedoch: Jede betroffene Person nutzt in ihrem Alltag, was sie möchte!
Gefühlsmässige und sexuelle Orientierung
Ein Begriff, der verwendet wird, um die gefühlsmässige, romantische Anziehung einerseits und die sexuelle, erotische Anziehung andererseits zu beschreiben
► heterosexuell, lesbisch, schwul, bisexuell-biromantisch, pansexuell-panromantisch, asexuell-aromantisch usw.
Coming Out
Seine gefühlsmässige und sexuelle Orientierung oder seine Geschlechtsidentität anderen gegenüber zum Ausdruck bringen.
Coming-outs sind Pluralformen, und ihnen geht ein Prozess der inneren Bewusstwerdung (Coming-in) voraus.
Outing
Die gefühlsmässige und sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität einer Person ohne ihre Zustimmung offenlegen, was gesetzlich verboten ist.
Homophobie
Jegliche Form der Verleugnung, Ablehnung, Ausblendung, Verachtung, Abwertung, Feindseligkeit, Stigmatisierung, Diskriminierung und Gewalt gegen Homosexualität und/oder Menschen, die sich nicht als heterosexuell betrachten oder nicht als solche wahrgenommen werden.
Transphobie
Jegliche Form der Verleugnung, Ablehnung, Ausblendung, Verachtung, Abwertung, Feindseligkeit, Stigmatisierung, Hass, Diskriminierung und Gewalt gegen Transidentität und/oder Menschen, die sich nicht als cisgeschlechtlich betrachten oder nicht als solche wahrgenommen werden.
Interphobie
Jegliche Form der Verleugnung, Ablehnung, Ausblendung, Verachtung, Abwertung, Feindseligkeit, Stigmatisierung, Hass, Diskriminierung und Gewalt gegen Intersexualität und/oder intersexuelle Personen.
Heterosexismus
System der Unterdrückung, in dem eine Hierarchie der Sexualitäten aufgestellt und die Überlegenheit und Förderung der Heterosexualität postuliert wird.
Es geht vom Prinzip aus, dass jeder Mensch heterosexuell ist.
Es blendet die anderen Formen gefühlsmässiger und sexueller Orientierung aus und delegitimiert sie.
Cissexismus
System der Unterdrückung, in dem eine Hierarchie der Geschlechtsidentitäten aufgestellt und die Überlegenheit und Förderung cisgeschlechtlicher Personen postuliert wird. Es geht vom Prinzip aus, dass jeder Mensch cisgeschlechtlich ist.
Es blendet die anderen Formen der Geschlechtsidentität aus und delegitimiert sie.
Geschlecht
Gesamtheit der biologischen Eigenschaften (Chromosomen, Keimdrüsen, Hormone, Geschlechtsorgane usw.). Jede dieser Dimensionen umfasst mehr als zwei Varianten.
Intersexualität
Bezeichnet verschiedene Variationen der Geschlechtseigenschaften, die vom binären Schema „weiblich/männlich“ abweichen.
Intersexualität kann genetisch, chromosomal, hormonell oder anatomisch sein.
Dyadische Personen
Personen, deren Geschlechtseigenschaften dem binären Schema weiblich/männlich entsprechen, sind dyadische Personen.
Zugewiesenes Geschlecht
Nach Feststellung der Geschlechtseigenschaften bei der Geburt wird der Person beim Standesamt F oder M zugewiesen. Die Schweiz verfügt aktuell im Gegensatz zu anderen Ländern nicht über eine dritte Option. Seit dem 1. Januar 2022 kann diese Zuweisung auf einfachen Antrag und ohne medizinische Erfordernis bei einer Standesbeamtin oder einem Standesbeamten geändert werden. Bis 16 Jahre ist die Zustimmung der Eltern zwingend erforderlich.
Soziales Geschlecht
Das soziale Geschlecht bezieht sich auf das soziale Konstrukt dessen, was in einem gegebenen Kontext als weiblich oder männlich gilt. Als System der Hierarchisierung wertet es auf, was als männlich gilt, zum Nachteil dessen, was als weiblich gilt.
Die Geschlechterrollen
Soziale Zuweisung sogenannter weiblicher oder männlicher Etiketten in Bezug auf Tätigkeiten (z. B.: Fussball spielen, den Haushalt versorgen usw.).
Der Geschlechtsausdruck
Der Ausdruck sozialer Codes, die als weiblich oder männlich gelten, bezieht sich auf den Geschlechtsausdruck (z. B.: Aussehen in Verbindung mit Kleidung, Haaren usw.).
Die Geschlechtsidentität
Das von der Person gefühlte Geschlecht, das mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmen kann oder nicht (cisgeschlechtlich, transgeschlechtlich, nicht-binär, fliessend, geschlechtslos usw.).
Cisgeschlechtlich
Eine cisgeschlechtliche Person erkennt sich in dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht wieder.
Transgeschlechtlich
Eine transgeschlechtliche Person erkennt sich in dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht nicht wieder. Sie kann eine Umwandlung wünschen oder nicht durchführen, die verschiedene Formen umfassen kann (soziale, körperliche, gesetzliche Umwandlung usw.).
Non-binär
Eine non-binäre Person fühlt sich nicht, oder nicht völlig, dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht zugehörig und erkennt sich im binären Konstrukt der Kategorien Frau und Mann nicht wieder.